Unsere Wandertage im Schwarzwald hatten neben den landschaftlichen Besonderheiten (Rebland, Grinden, Karseen, etc.) und den touristischen Höhepunkten (Schloss Staufenberg, Kloster Allerheiligen, Ruine Schauenburg, etc.) auch einen sportlichen Aspekt. Die ca. 100 km auf dem Renchtalsteig mit einem Gesamtanstieg von über 3.500 hm erforderten Kondition und Durchhaltevermögen. Wettermäßig war alles dabei, sowohl blauer Himmel und Sonnenschein als auch dichter Nebel und Kälte in den Höhenlagen sowie einen Tag lang Dauerregen. Das freundliche, familiengeführte Hotel und das allabendliche 3-Gänge Menü mit exzellentem Service behalten alle Teilnehmer in sehr guter Erinnerung.
Nach unproblematischer Anreise konnten die meisten Wanderfreunde ihre Zimmer im Hotel Hubertus in Bad Peterstal sofort beziehen. Anschließend fuhren wir bei schönem Wetter mit der Bahn nach Oppenau. Vom dortigen Bahnhof führte der Weg zunächst an Feldern und Streuobstwiesen vorbei, danach dann durchweg im Wald, mehr oder weniger steil über 5 km etwa 500 hm bergan zum „Ibacher Holzplatz“, einem der vier Oppenauer Startplätze für Gleitschirmflieger. Von der Freifläche bot sich eine herrliche Aussicht zurück nach Oppenau, auf weite Teile des Renchtals und die gegenüber liegenden Höhen mit Schliffkopf und Zuflucht. Auf bequemen Forstwegen erreichten wir dann den Löcherbergwasen. Am bewirtschafteten Kiosk wurde eine längere Rast eingelegt. Danach wechselte der Wanderweg die Talseite. Hier konnten wir immer wieder schöne Ausblicke ins Harmersbachtal und hinüber ins Kinzigtal genießen. Der Abstecher zum „Urselstein“, ein in mehreren Wanderführern beschriebenes Naturdenkmal, war für die meisten etwas enttäuschend. Verglichen mit den Felsformationen in den Vogesen und vor allem denen in Luxemburg bot der Felsen eher ein unscheinbares Bild. Jetzt wieder auf der Renchtalseite ging es über den Hermersberg, mit 866 m dem höchsten Punkt der Etappe, zur Hermes-berger Hütte. Ein steiler und etwas rutschiger Pfad führte dann hinunter auf die Streuobstw iesen über Bad Peterstal und von dort am Kurpark vorbei in den Ort zum Hotel.
Am Tag der Arbeit weckte uns um 6 Uhr morgens der Spielmannszug Bad Peterstal, der mit Flöten- und Trommelspiel den Wonnemonat Mai begrüßte. Die ganze Nacht hatte es geregnet, doch beim Abmarsch vom Hotel Richtung Alexanderschanze war es trocken. Nach dem Kurpark ging es zunächst steil bergauf, dann aber nur noch leicht ansteigend auf naturbelassenen Wegen ins Holchental. Am idyllischen „Holchen-Wasserfall“ vorbei führte der Weg zum Teil wieder steil bergan zur „See-Ebene“. Während des Aufstiegs verhinderte der dichte Nebel leider jegliche Aussicht. Allerdings gab der Dunst doch einen Blick auf den tief unter uns liegenden Glaswaldsee frei. Die Mittagsrast an der Lettstädter Hütte (966 m) wurde bedingt durch Kälte und Feuchtigkeit kürzer als gewöhnlich gehalten, denn auch die „geistigen“ Getränke wärmten nicht so recht. Auf dem weiteren Weg waren die geologischen Besonderheiten, wie Bärenfelsen und Rappenschliff, wenn überhaupt, nur schemenhaft zu erkennen. Dann folgte das Highlight der Etappe. Auf einem wildromantischen Pfad, mit Teils alpinem Charakter und teilweise noch schneebedeckt, ging es steil bergauf zur Teufelskanzel, einem mächtigen, überhängenden Buntsand-steinfelsen. Naturbelassene und teilweise recht „saftige“ Pfade führ-ten dann zu einem Aussichtspunkt unterhalb des Bauernkopfs. Die lt. Wanderführer unvergesslichen Aussichten bis in die Rheinebene konnten wir allerdings nur erahnen. Nebel satt. Das Etappenziel, die Alexanderschanze (mit 970 m auch der höchste Punkt dieser Etappe), erreichten wir auf bequemen, wenn auch etwas langweiligen, Forstwegen.
Der dritte Wandertag wurde in zwei Gruppen angegangen. 5 Wanderfreundinnen erwanderten am Vormittag den Wiesensteig, einen wunderschönen, abwechslungsreichen Rundwanderweg oberhalb von Bad Griesbach. Nachmittags war dann Schwimmbad & Wellness im Hotel angesagt. Der Rest der Wandergruppe machte sich auf den Weg zu der mit über 25 km längsten und mit ca. 900 hm schwersten Etappe der Wandertage. Mit der Bahn ging es nach Oberkirch. Bei bestem Wetter folgten wir dem Ortenauer Weinpfad bis nach Bottenau. Vom Bottenauer Rathaus führte dann der Renchtalsteig hinauf zur Wallfahrtskapelle St. Wendel. Anschließend bot sich am Aussichtspunkt „Münsterblick“ ein schöner Blick ins Rheintal. Das Straßburger Münster versteckte sich leider in der dunstigen Luft. Vorbei an Streuobstwiesen und durch Weinberge ging es in ständigem auf und ab zum Schloss Staufenberg. Durch die Reben und anschließend im Wald führte der Weg teilweise steil bergauf zur „Bildeiche“. Die Anstrengung wurde belohnt durch herrliche Ausblicke Richtung Oberkirch, ins mittlere Renchtal und auf die gegenüberliegende Talseite bis hinauf zum Schliffkopf. Nach einer längeren Passage auf dem Kammweg erfolgte der lange und relativ steile Aufstieg auf die Höhen des „Moos“. Am Grimmelshausendenkmal vorbei erreichten wir über den Steinweg den Mooskopf (871 m; höchster Punkt der Etappe). Nach der verdienten Rast am Steinplattentisch stiegen noch einige Teilnehmer auf den 21 m hohen Mooskopfturm. Lohn der Mühe war eine phantastische Rundumsicht weit in den Nord- u. Hochschwarzwald, Richtung Schwäbische Alb und über die Vogesen hinweg. Von nun an ging’s bergab. Meist auf Forstwegen und asphaltierten Straßen wanderten wir am Höhenhotel Kalikutt vorbei ins Tal. Nach einem letzten leichten Anstieg führte der Weg dann über die Hugenhöfe hinunter zum Bahnhof in Oppenau. Der Linienbus brachte uns zurück nach Bad Peterstal.
Zur „Höhenetappe“ am 4. Wandertag starteten wir an der Alexanderschanze. Nach einem kurzen Stück gemeinsamen Weges trennte sich die Gruppe. Ein Teil wanderte auf kürzerem Weg zur Zuflucht und weiter Richtung Schliffkopf; der andere Teil folgte der deutlich längeren Route des Renchtalsteigs. Kurz nach der Trennung setzte heftiger Regen ein, der praktisch während des ganzen Wandertags anhalten sollte. Auf dem Renchtalsteig ging es auf Forststraßen vorbei an Renchquelle hinunter bis kurz vor die Renchtalhütte (Hüttengastronomie des Hotels Dollenberg). Der anschließende Aufstieg zur Zuflucht erfolgte auf nassen Pfaden über den relativ neu errichteten Buchkopfturm hoch über dem Maisachtal. Eine Besteigung lohnte sich wegen des heftigen Regens und des aufsteigenden Nebels leider nicht. Von der Zuflucht wanderten wir parallel zum Westweg meist auf bequemen Wirtschaftswegen in ständigem auf und ab zum Steinmäuerle. Vom eigentlich tollen Panorama war wegen des Regens und des Nebels kaum etwas zu sehen. Alle Teilnehmer trafen am Hotel Schliffkopf wieder zusammen. Von dort fuhr der Großteil der Gruppe, die meisten von ihnen völlig durchnässt, direkt zurück ins Hotel. Einige Wanderfreunde setzten die Tour fort und wanderten nach der „Gipfelbesteigung“ des Schliffkopfs (mit 1.055 m der höchste Punkt der gesamten Wandertage) auf teilweise steilen Waldpfaden und Wurzelwegen etwa 5 km hinunter zur Klosterruine Allerheiligen. Durch den Klosterhof ging es dann auf dem rechtsseitigen Hangweg zur Engelskanzel oberhalb der Allerheiligen Wasserfälle und weiter zum Etappenende „Wasserfall Parkplatz“.
Der letzte Wandertag im Renchtal startete am Fuß der 66 m hohen Allerheiligen Wasserfälle. Über eine „Unzahl“ von Treppenstufen stiegen wir die beeindruckenden wildromantischen Naturfälle hoch. An Aussichtsstellen konnte man immer wieder das herabstürzende Wasser bestaunen, das sich in Jahrtausenden seinen Weg durch die harten Gesteinsschichten gebahnt hat. Nach dem Durchstieg der Wasserfälle erfolgte eine kurze Pause am Ehrenmal des Schwarzwaldvereins, um sich kleidungsmäßig dem Wetter anzupassen. Es war inzwischen sonnig und warm geworden. An den Zierteichen des ehemaligen Klosters Allerheiligen vorbei ging es stetig aufwärts zum „Knappeneck“ und weiter zum Sohlberg, mit ca. 780 m der höchste Punkt unserer Schlussetappe. Von da an begleitet uns der Ausblick auf die Hornisgrinde. Am „Simmersbacher Kreuz“ wurde bei herrlichem Sonnenschein eine ausgiebige Mittagsrast eingelegt und dabei die großartige Aussicht über den Spitzenberg hinüber zur Moos genossen. Anschließend ging es bergauf zum „Rappenschrofen“, einer vorstehenden Felsformation, mit wunderbarem Ausblick ins Simmersbacher Tal. Auf traumhaften Pfaden durch Nadel- und Mischwald wanderten wir dann hinunter zum „Schwalbenstein Denkmal“. Von dort bot sich eine überwältigende Aussicht auf Oberkirch und weit in die Rheinebene hinein. Sogar das Straßburger Münster war zu sehen. Unser Etappenziel, die Ruine Schauenburg (unsere letzte Station auf dem Renchtalsteig), wurde bald danach erreicht. Im Anschluss an die Besichtigung der Ruine und einem kurzen Besuch in der Burggaststätte machten wir uns auf den Heimweg.
Nach mehr oder weniger nervigen Rückfahrten der einzelnen Fahrgemeinschaften (man fuhr von einem Stau in den nächsten) kamen alle Teilnehmer wieder wohlbehalten im Murrtal an und ließen die Wandertage gemeinsam im „Il Castello“ ausklingen.
Edwin Löcherbach